Schwangerschaftsdiabetes ist OK
Aktualisiert: 31. Mai 2022
In einer Schwangerschaft möchte man nur positive Nachrichten bekommen und ich hatte schreckliche Angst vor jedem Arztbesuch. Am Anfang lief nicht alles rund und einige Wochen lang hatte ich Blutungen, viel Ruhe auf dem Sofa war angesagt. Dementsprechend ängstlich war ich, als es zum Zuckertest in der 26. Schwangerschaftswoche ging. Beim Frauenarzt war der kleine Zuckertest mit einmaliger Blutabnahme ein bisschen auffällig. Drei Punkte über der erlaubten Zahl. Beim großen Zuckertest, bei dem man drei Stunden in der Praxis verbringt und drei Mal Blut abgenommen bekommt, war leider der 2-Stunden-Wert wieder um drei Punkte über dem Richtwert. Also Diagnose: Schwangerschaftsdiabetes, auch Gestationsdiabetes genannt.
Was bedeutet das? Es bedeutet, dass mein Körper nicht genug Insulin produzieren kann oder es nicht richtig nutzt und deshalb der Zucker länger als normal im Blut bleibt. Dieser Zustand kann für Mutter und Kind gefährlich sein. Beim Schwangerschaftsdiabetes haben Frauen vor der Schwangerschaft normalerweise kein Diabetes, es tritt nur während der Schwangerschaft auf. Ist auch kein Wunder, der Körper leistet wahnsinnige Arbeit einen kleinen Menschen zu bauen. Das ganze Herz-Kreislauf-System trainiert auf Hochtouren – klar, dass da die Verdauung auch anders funktioniert als ohne Schwangerschaft.
Trotzdem war ich am Boden zerstört – noch eine Diagnose. Wie geht es dann weiter? Der Diabetologe wollte von mir ein Ernährungsprotokoll und ausgestattet mit einem Blutzuckermessgerät sollte ich eine Woche lang neben dem Essen auch die Blutzuckerwerte nüchtern, vor und nach dem Essen, kontrollieren.
Nach einer Woche war klar – eigentlich alles top. Die Blutzuckerwerte sind eigentlich sehr gut eingestellt, nur auf bestimmte Lebensmittel reagiere ich wohl sehr extrem. Das ist übrigens bei jedem unterschiedlich und muss wirklich getestet werden. Ich konnte etwa ohne Probleme einen Teller voll mit Nudeln essen. Danach waren meine Blutzuckerwerte absolut in Ordnung. Was bei mir persönlich nicht ging war Laugengebäck und Honig. Übrigens kommt das absolut auch auf die Tageszeit an. In der Früh reagierte mein Körper noch sensibler auf Kohlenhydrate als am Abend. Also habe ich meine Ernährung angepasst und eher in der Früh kohlenhydratarm gegessen und am Abend mit Kohlenhydraten. Übrigens extrem wichtig laut meines Diabetologen: Als Schwangere auf keinen Fall ganz auf die Kohlenhydrate verzichten. Der Körper braucht das zum Bau des kleinen Menschleins.
Da Gestationsdiabetes eine sehr persönliche Sache sein kann, fällt es schwer Tipps zu geben – generell gilt aber natürlich:
Eine bunte, ausgewogene Ernährung, die den Blutzuckerspiegel konstant hält
Ausreichende Bewegung, sofern es die Schwangerschaft zulässt – ging ja etwa bei mir im ersten Trimester überhaupt nicht
Und das wichtigste: Ganz entspannt bleiben.
Schwangerschaftsdiabetes kann für Mutter und Kind sehr gefährlich sein. Sofern ich das richtig verstanden habe, gilt man sofort als Risikoschwangerschaft. Auch wird die Größe des Kindes öfter überprüft, da es häufiger vorkommt, dass die Kinder sehr groß zur Welt kommen. Falls der Blutzuckerspiegel nicht über die Ernährung eingestellt werden kann, muss in der Schwangerschaft Insulin gespritzt werden, um dem Körper und dem Baby zu helfen.
Und weil das Thema Schwangerschaftsdiabetes eher belastend ist – hier meine persönlichen Vorteile:
Ich habe eine tolle Ernährungsberatung bekommen
Durch das Tracking des Blutzuckerspiegels weiß ich genau, welche Lebensmittel meinen Körper ins Blutzuckerhoch fahren
Ich habe während der Schwangerschaft abgenommen – das heißt, ich bin schlanker geworden, habe an Körperfett verloren, während mein Baby toll gewachsen ist. Offensichtlich habe ich mich tatsächlich sehr gesund und passend ernährt (trotz des Kuchens, den mein Diabetologe vor einem Spaziergang erlaubt hat)
Mein Kind kam absolut normalgroß auf die Welt
Wir beide haben keine Anzeichen von einer Zuckerkrankheit
Natürlich bin ich kein Arzt und kein Diabetologe. Jeder mit Schwangerschaftsdiabetes muss in die ärztliche Behandlung gehen. Aber ich hoffe meine Geschichte hilft einigen weiter, das Thema Schwangerschaftsdiabetes nicht als üble Diagnose aufzunehmen.

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